Donnerstag, 16. Oktober 2014

Neue Fotos!

Das hinter den Post nicht noch ewig Bilder den Platz wegnehmen, gibt es jetzt eine Fotoseite, auf der  alle Fotos sind. Die neuen Fotos sind immer am Ende. :)

Alles, was es so Neues gibt, ueber die Schulen, meine Klassen, Urlaub und Projekte. Und warum ich keine Waylacka mehr bin :)

Nach einer Schulwoche, die mal wieder wie im Flug verging waren Jonas, Maria und ich am Samstag ein bisschen die Landschaft hinter Lucre und Yanamanchi erkunden. Außer einer wunderschönen und auch mal grünen Landschaft, Fischteiche, oder besser gesagt kleine Becken mit Fischen drin, einem ziemliche heftigen Sonnenbrand für Maria gab's danach noch Torte in Lucre. Das ist so ein Art Tortenspeziallist, am Feiertag letzten Mittwoch sind nämlich autoweise die Einheimischen zum Torteessen nach Lucre gekommen, zumindest die, die es sich leisten konnten. Der Hund auf  den Bildern ist Loba, einer von 9 Hunden von Jonas gefunden, die ihm in letzter Zeit auf Schritt  und Tritt folgt.
Am Sonntag war T'anta Raymi, das Brotfest in der „Welthauptstadt des Brotes“ in Oropesa, ein Ort von Tipon entfernt. Schon wenn man mit dem Bus durch Oropesa fährt, riecht man den leckeren Geruch von frischgebackenem Brot und sieht eine Panificadora neben der nächsten. So war es dann auch auf dem festival del pan. Auf einem großen Sportplatz waren neben einer Bühne, Kinderkarusell, das manuell angeschubst werden musste, Dosenschießen, Tramponlin springen, Ringe werfen etc., vielen verschiedenen Essensstände auch alle Bäckereien mit einem Brotstand vertreten. Nachdem wir uns durch ein paar Stände durchprobiert hatten und satt waren, haben wir für uns und unsere Familie dann auch ein superleckeres Brot mitgebracht.
Heute waren Fred und ich mit auf dem Chackra um pasto zu schneiden. Das ist so Gersten,-weizen-artiges grünes Gras, das die cuys zu essen bekommen. Mit einer Sichel haben wir dann so viel Pasto geschnitten, bis das Manta von unserer Gastmutter und ihrer Schwester Balbina voll waren und Fred durfte es dann nach Hause tragen :)
Gerade musste ich noch ein paar mal mein Bett reparieren, das besteht nämlich aus einem Rahmen mit draufgelegten Brettern, die eigentlich viel zu kurz sind  und nur mit Karton und irgendwie schief eingeklemmt einigermaßen halten, und heute wollten sie das irgendwie nicht und ich saß irgendwann auf dem Boden. Ich hoffe mal, dass es jetzt wieder für eine Weile hält.

Mit unserer Gastmutter kommen wir auch immer besser klar, sie lacht viel öfter mit uns als am Anfang und redet uns auf Quechua zu und lacht dann, wenn wir sie nur fragend anschauen, oder einfach mit mana (nein), oder ari (ja) antworten.
Inzwischen bin ich auch richtig im Unterricht drin und habe mit einer Klasse sogar schon ein Examen geschrieben. Am liebsten bin ich in der Schule in Huacarpay, das ist die Schule, in der es nur eine Klasse mit 15 Schülerinnern und Schülern von der ersten bis zur sechsten Klasse gibt, und eben der Direktorin habe ich auch noch keine anderen Lehrern gesehen. Die Schule ist ein bisschen hinter dem Ortsende von Huacarpay und sieht aus, wie ein verwunschener Garten. Als ich letzte Woche an der Schule angekommen bin, hatte die Direktorin gerade für die Schüler zum Frühstück Milchreis gekocht und ich musste erstmal etwas essen, bevor der Unterricht anfangen konnte. Die Schüler sind alle total lieb und umarmen einen sofort, wenn man die Türe reinkommt und sind meistens auch leise, hören zu und haben Lust Englisch zu lernen. Und obwohl erst- und sechtsklässler zusammen lernen klappt es, jeder arbeitet eben in seinem eigenen Tempo. Im Gegensatz zu Schülern in andern Schulen gehen die Schüler auch immer rücksichtisvoll miteinander um, und die Älteste kümmert sich um die Jüngste. Als ich dann gehen wollte, werkelte Norma, die Direktorin schon wieder im Schulgarten rum. Es ist wie eine kleine Familie und ich fühle mich total wohl in der Schule!
In Yanamanchi, einer Primaria in Lucre ist auch eine meiner Lieblingsklassen, aber auch die Klasse, in der ich am wenigsten gerne unterrichte. Die erste und zweite Klasse sind dort zusammen und ich unterrichte dort immer eineinhalb Stunden, was auch für die Schüler nach einer Weile echt anstrengend wird. Die Schüler sind ziemlich wild und oft unruhig, zwar sind  meistens beider Lehrerinen der Klasse mit im Zimmer, die machen in der Zeit aber andere Dinge, wie Plakate oder Tests mit einzelenen Schülern und wenn dann wieder alle aufeinanderlosgehen, sich an den Haaren ziehen, Stühle umwerfen und im Klassenzimmer, oder auf dem Schulhof rennen, gehen sie mal mit dem Stock durch und jeder, der nicht an seinem Platz sitzt, bekommt einen Schlag an. Das zeigt ganz deutlich, wie sich das Verhalten der Lehrer auch auf die Schüler auswirkt, einen Stock zum Schlagen gibt es zwar in fast allen Schulen, allerdings habe ich noch nicht gesehen, dass er wirklich benutzt wurde. Zum Glück ist  das in Yanamanchi bis jetzt auch nur einmal vorgekommen. Egal, wie ungestühm die Schüler sind will ich nicht, dass sie in und wegen meinem Unterricht geschlagen werden.
In Yanamanchi unterrichte ich auch noch in der Sechten Klasse, etwa 15 Schüler. Normalerweise haben sie die Direktorin als Lehrerin, weswegen sie alle ziemlich leise und wenn die Direktorin reinkommt mucksmäuschenstill sind. Montags unterrichte ich dort immer 2 Stunden, also 120 Minuten. Am Ende der Stunde spielen wir dann aber meistens nur noch Spiele, da es fast unmöglich ist, so viel Zeit auszufüllen und vor allem für die Schüler sich so lange zu konzentrieren. Trotzdem komme ich in der Klasse mit dem Unterricht am besten vor ran und es macht auch richtig Spaß.

Als ich heute heimgekommen bin, hat Marisa mich angerufen, dass sie bis heute Abend auf dem Feld ist und schon dort gekocht hat und ich für Fred und mich kochen soll. Bis jetzt hatte sie mich immer scherzhaft, oder vielleicht auch nicht :) Waylacka genannt, auf Quechua Frau, die nicht kochen kann. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten mit dem Feuer machen, hab ich dann doch noch ein dolles peruanisches Essen ala Marisa gezaubert :) Es sah ziemlich gleich aus und hat auch fast genauso geschmeckt. -Jetzt bin ich offiziell keine Waylacka mehr :)
Es gab so ein Gemisch aus Kartoffeln, Nudeln, Erbsen, Zwiebeln, Karotten und Kräutern, das essen wir hier ziemlich oft, aber es ist totzdem immer super lecker.
Und ich esse hier so viel Popcorn, weil es hier alle möglichen Arten von Mais gibt, und die meisten auf dem Dorf ihr auch selbst anbauen, gibt es eigentlich in jeder Tienda Popcorn, aber nicht das, was wir bei uns kennen, das gibt es nur auf der Straße an den Popcornständen, meistens gesalzen, sondern so Riesenpopcorn, das süß und eher etwas lätschig ist, aber ich liebe das! Und meine neueste Entdeckung ist auch etwas Popcornartiges, aber das hat die Form wie diese länglichen Nudeln mit dem Loch in der Mitte, und ist auch süß, ich vermute mal, das es auch aus Mais gibt. Wenn wir schon bei süßen Dingen sind, in Cusco gibt es auch immer Stände mit Churros, das ist wie so frittierter Teig und auch total lecker oder, was fast noch besser ist: Mazamorra con irgendwas das ist  Milchreis mit so einer lilanen Creme oder so. Dann gibt’s  natürlich noch SUBLIME, die womöglich beste Schokolade Perus, gibt’s als quadratischen Block für 1 Sol, oder als Riegel für 50 Centimos, die Blocks gibt’s mit schwarzer oder weißer Schokolade und in der Schokolade sind noch Erdnüsse. Inzwischen sind wir wahrscheinlich alle Sublimesüchig, sodass Sublime schon zur neuen Recheneinheit ernannt wurde und wir nicht mehr sagen Du schuldest mir noch 1 Sol, oder da könntest du jetzt 3 Sol sparen, sondern Du schuldest mir noch 1 Sublime, oder dafür hättest du jetzt auch 3 Sublime bekommen :)

Und noch so als kleine Info: Ungefähr ab Weihnachten haben wir 3 Monate Ferien und damit die Möglichkeit ein bisschen mehr von Peru zu sehen. Jonas ist schon seit Wochen im Reiseplanfieber und man hat das Gefühl, er kann seine Reiseführer schon in und auswendig. Wahrscheinlich machen wir eine Rundreise durch Peru, an der Küste entlang, in den 3 Monaten ist hier nämlich Regenzeit und da ist es hier und auch im Regenwald nicht ganz so angenehm. Genaue Detaills kommen dann natürlich noch, wenn wir mehr wissen.

Und noch kurz zu den Projekten: Die Fußball AG steht inzwischen, jeden Montag ab 4 in estadio, dem Sportplatz in Lucre. Jetzt sind wir am Werbung machen und ab nächsten Montag kann es dann losgehen. Wegen der Abendschule, haben wir schon einige Interessierte Menschen kennengelernt und sind auf jeden Fall motiviert diese in die Tat umzusetzen, als nächstes werden wir in der Mucipalid in Lucre, soetwas wie das Gemeindezentrum nach einem Raum fragen, wenn wir den dort nicht bekommen sollten, bekommen wir sicher Hilfe von den Schulleiterinnen aus Lucre und können dort in ein Klassenzimmer, dann sind ein paar Treffen mit allen Interessenten geplant, dass wir wisse, wie viele Lehrer, Räume und Termine wir brauchen und dann kann es losgehen. So einfach wie sich das anhört wird es aber wahrscheinlich nicht sein, die vorherigen Freiwilligen hatten auch schon die Idee einer Abendschule gehabt, allerdings in Tipon, hatten dabei aber so viele Probleme, beim Organisieren des Raums etc., dass es schließlich nicht mehr geklappt hat. Wir haben aber noch ein ganzes Jahr Zeit und bleiben auf jeden Fall dran.
Da der Müll hier ein sehr großes Problem ist und meistens in den Graben geworfen oder verbrannt wird, wollen wir auch diese Problematik aufgreifen. In Lucre und Tipon gibt es zwar eine Müllabfuhr, allerdings ändert das nichts daran, dass der Müll einfach in den Fluss geworfen oder eben verbrannt wird. Die Straßen werden auch immer saubergemacht, alles, was daneben ist aber leider nicht. Und auch Mülleimer sind in Cusco, so wie auf den Dörfern quasi gar nicht zu finden. In den Schulen wird das Thema schon behandelt, so gibt es zum Beispiel Sammelboxen für leere  Flaschen, Mülleimer, oder Plakate auf denen steht, dass man den Müll nicht einfach wegwerfen darf. Wenn die Kinder in den Familien aber vorgelebt bekommen, dass es normal ist, Müll zu verbrennen oder einfach aus dem Fenster zu werfen, ist es schwer, das richtige Bewusstsein für den Umgang mit Müll zu entwickeln. Trotzdem wollen wir da mit einem „Projekttag Müll“ ansetzen, an denen die Schüler an verschiedenen Stationen Dinge über Müll und den Umgang mit Müll erfahren können. Auch das muss auch noch mit den Schulleiterinnen abgesprochen und vorbereitet werden.



Montag, 6. Oktober 2014

Ayllu Wahlparty und mein neues Lieblingsessen


Am Donnerstag kam ich von einer kleinen Shoppingtour in Cusco nach Hause, Fred und ich haben naemlich beschlossen jetzt sportlich zu werden und jetzt waren wir schon einmal mit meinen neuen Sportschuhen und meiner neuen Sporthose joggen! Meine Gastmutter stand auf einer Leiter und hat einen Spalt in unsere Hauswand geklopft, weil wir bald neuen Strom oder sowas bekommen. Dann sagte sie wir muessen schnell los, irgendwas wegen den Wahlen. Also sind wir runter zur Strasse gerannt, wo schon zwei Autos auf uns gewartet haben. Wir wurden auf der Ladeflaeche des Picups und in dem kleinen Bus verstaut und dann gings nach Huasao. Dort waren schon mindestens 50 Autos, Motorraeder und LKWs, alle mit gruen, weissen Ayllu-Flaggen, -Tshirts, Trommeln, Troeten und Megafonen (Ayllu ist die Alpacka-Partei). Dann setzte sich der Zug in Bewegunf und wir sind nach Oropesa gefahren, dort wurden irgendwann alle aus den Autos geholt und neben einer "Blaskapelle", die schiefe Ayllu-Paqrolen-Melodien gespielt hat, auf den Plaza de Armas gelaufen. Da waren noch viel mehr Menschen, natuerlich alle mit Ayllu-Fahnen, vor einer Buehne. Der Mensch, der in Oropesa und somit auch in Tipon Buergermeister werden wollte, weil das beides zum selben Distrikt gehoert, stand schon auf der Buehne, ein Pap-Alpacka wurde noch auf die Buehne gehieft und beide mit uebermaessig vielen Luftschlangen geschmuekt. Dann wurden erst Ayllu-Parolen in das Mikrofon geschrien. "uno, dos y tres, Ayllu esta vez", "Se siente, se siente, Mario ya es alcalde", oder "Mario, amigo, el pueblo esta con tigo" oder einfach "Ayyyyyayuuuuu" worauf die Menschenmasse ihre Fahnen in die Hoehe hielt und "Ayyyyyayuuuuu" groelte. Waehrend ein paar wichtig scheinen Menschen kurz erzaehlten, warum man sie waehlen sollte, alle 30 Sekunden von "Ayyyyyayuuuuu"-Schreien unterbrochen, gab es fuer alle ersten einen Schnaps, dann einen ueberzuckerten Tee, Kartoffeln mit Fleisch und Salat und spaeter noch Bier. Und es waren ein paar hundert Menschen dort. Nach einer halben Stunde waren die Politiker auch am Essen und eine Band brachte die Menschen zum tanzen. Wir sind dann schon ziemlich frueh wieder nach Hause, die Musik schallte aber noch eine Weile bis zu uns nach  Tipon. Letztendlich hat sich die Wahlparty fuer Ayllu gelohnt, denn in Oropesa, Tipon, Huasao und noch ein paar anderen Orten, die zu dem Distrikt gehoeren haben sie die meisten Stimmen, bei den Wahlen gestern bekommen.
Waehrend der Reden und auch wenn man mit Peruanern spricht hat man aber eher das Gefuehl, dass sie nicht wirklich Ahnung von Politik, oder dem, was die Parteien wollen haben. Da ist so ein kleines Bestechungsessen natuerlich sehr praktisch :)

Am Wochenende waren wir wieder in Cusco mir Agrepinos Frau und deren Toechtern Essen und noch auf einen Tee bei ihnen zu Hause. Am naechsten Tag waren wir wieder lecker fruehstuecken. Hier gibts naemlich immer frisch gepresste Fruchtsaefte, mit allen moeglichen Fruechten, und dazu esse ich immer pan con huevo, also ein Broetchen mit Ei, oder pan con palta y queso, mit Avokado und Kaese. Mein neues Lieblingsessen, neben den Dingen, die meine Gastmutter kocht, ist uebrigens arroz con huevo. Also Reis mit einem Spiegelei, Salat und Pommes. Das gibts hier ueberall und ich koennte das andauernd essen :)