Mittwoch, 19. November 2014

Fotos

Bei mir gibts gerade ein paar Probleme mit dem Hochladen von Fotos, auf den anderen Blogs, vor allem auf dem von Fred gibts sehr viele zum Wochenende!

Montag, 10. November 2014

In Arequipa und Camana mit den Leos

Nach diesem Wochenende haben wir unsere erste kleine Reise hinter uns. Am Donnerstag Nachmittags ging es mit den Leos aus San Jeronimo 11 Stunden mit dem Bus nach Arequipa, weiter in den Süden Perus. Nach einer ziemlich kalten Nacht, die Fenster gingen nämlich nicht richtig zu, kamen wir früh morgens in Arequipa an, brachten unsere Sachen in ein Hostel und wurden gleich vom nächten Bus abgeholt, der uns auf unserer Tour durch den Colca Canon begleitete. Nach nochmals 4 Stunden gab es dann ersteinmal Frühstück auf einer kleinen Hütte in den Bergen. Dann ging die Tour im Bus weiter zu einer Aussichtsplattform, auf der mal die für hier typischen riesigen Condorvögel fliegen sehen konnte, durch Bergdörfer, weitere Aussichtsplattformen einmal quer durch den Canon. Abgeschlossen wurde der Tag dann von dem wohl besten Mittagsessen-bufett seit langem :) Leider haben wir die meiste Zeit im Bus verbracht, wir haben zwar viel vom Canon gesehen und über ihn erfahren, aber es war eben eine dieser Turi-Touren, bei der es hauptsächlich ums Bequemsein und Bildermachen ging. Abends sind wir nur kurz durch Arequipa geschlendert, allerdings haben wir nur sehr, sehr wenig, außer dem Plaza de Armas und ein paar Gässchen eigentlich gar nichts, gesehen, was sehr schade ist, da das was wir gesehen haben sehr vielversprechend aussah, ganz anders und meiner Meinung  nach viel schöner als in Cusco. Wenn wir noch Zeit haben würde ich mir die Stadt auf jeden Fall nochmal in Ruhe anschauen.
Am nächsten Morgen ging es dann nochmals 4 Stunden mit dem Bus Richtung Küste, in die Stadt Camana. Dort war die Reunion, also ein Treffen von den Leo Clubs aus der Umgebung. Wie schon gesagt sind die Leo Clubs hier ähnlich wie in Deutschland die Lion-Clubs. Allerdings sind das nicht die Superreichen, wenn auch die meisten in der Stadt wohnen und studieren oder studiert haben, und auffallend viele junge Menschen. Für die Nacht waren zusammen mit den Menschen  der anderen Leo Clubs in einem Hostel. Von da aus gings dann mittags an den Strand von Camana und Abends auf eine Feier anlässlich des Stadtjubiläums. Weil einer der Leos das Fest mitorganisierte durften wir sogar in den „VIP“ Bereich in die Absperrung vor der Bühne. Mit vielen verschiedenen Bands (unter anderem mit einer Boyband mit dem „heißesten Peruaner“), einem Feuerwerk und natürlich jede Menge Bier. Weil wir in der Nähe von Arequipa waren gabs das Arequipeña-Bier, hier in Cusco trinkt man hauptsächlich Cusceña-Bier. Beide kommen aber bei weitem nicht an das Aschaffenburger Schlappeseppel ran ;)
Bier trinkt man übrigens in der Regel aus Plastikbechern, zumindest wenn man mit Peruanern unterwegs ist, die Flasche und der Becher werden dann immer weitergegeben, dass jeder mal trinken kann, und ein Kasten ist in der Regel nicht leer, bevor schon der nächste bereit steht.
Am nächsten Morgen war dann nochmal Reunion mit den Leones, wo jeder von uns eine Leo-Tasche und ein Leo-Tshirt mit Kulli, Flaschenöffner und Button bekommen hat, und wir haben uns Vorträge über Konfliktlösung und Motivation angehört. Nach dem Mittagessen gings dann mit dem Bus nach Arequipa, von dort gleich weiter nach Cusco, wo wir heute morgen (Montag) angekommen und gleich in unseren Unterricht sind.

Es war ein sehr schönes, aber auch anstrengendes Wochenende und schon ein kleiner Vorgeschmack, auf das, was uns auf unserer Reise erwarten wird: Busfahrten, Busfahrten, Busfahrten!

weiter Fotos von Nils, der auch dabei war, gibts hier: http://1drv.ms/1ss7AhD


Montag, 3. November 2014

Was ein bisschen anders ist als in Deutschland:

Busfahren:
Es gibt, zumindest auf dem Dorf keine richtigen Bushaltestellen, ein paar gibt es, manchmal muss man einfach wissen, an welcher Laterne man aussteigen oder einsteigen kann, oder man haelt einfach den Arm raus und winkt, wenn man einsteigen will und den Bus sieht.
Im Bus gibt es vorne zwei  Plaetze, die extra fuer alte Menschen, Menschen mit Kindern oder Schwangere reserviert sind, sogar per Gesetz. Wenn die schon voll sind und zum Beispiel eine Frau mit Kind auf dem Ruecken rein kommt, vordert der 2. Busfahrer gleich die im Bus sitzenden auf einen Platz frei zu machen.
Der 2. Busfahrer steht an der Tuere und ueberwacht das ein- und aussteigen, sammelt das Geld ein und ruft die naechste Haltestelle aus. Wenn jemand einsteigt wird das moistens durch “sube,sube,sube”-Rufe des 2. Busfahrers unterstuetzt, steigt jemand aus mit “baja,baja,baja”. Er hilft auch alten Menschen oder Kindern in den Bus und verstaut groessere Taschen auf dem Busdach oder irgendwo unten im Bus. Dann sagt er zumindest in der Stadt die Namen der Haltestellen, wenn jemand aussteigen will muss er laut Baja rufen, dann wiederholt er fuer den richtigen Busfahrer den Namen der Haltestelle den Namen und baja, dass er Weiss, dass er stehen bleiben muss. Wenn niemand baja ruft kommt moistens in einem kleinen Singsang der Name der Haltestelle und dahinter ein “nadie, nadie”. Wenn man aussteigt muss man ihm dann das Geld fuer die Fahrt geben und kann unter bajabajabaja-Anfeuerungsrufen aussteigen  J Busfahren ist auf jeden Fall sehr viel amuesanter als in Deutschland, wenn auch manchmal anstrengender, weil einen zu vollen Bus gibt es quasi nicht. Wenn nicht alle rein passen, bleibt die Tuere eben auf. In der Stadt geht das meistens nicht, weil dort mehr Polizei unterwegs ist.

Taxi fahren:
Eigentlich sind fast alle Taxis, die man auf der Strasse sieht Taxis, manche haben ein Taxi Schild, und sind dann irgendwo offiziell angemeldet , die meisten aber nicht. Man haelt das Taxi genauso, wie den Bus an, verhandelt mit dem Fahrer ueber den Fahrpreis und dann gehts los. Taxis quetschen sich im Stadtverkehr gerne mal mit einem Centimeter Abstand an Bussen oder anderen Autos vorbei um dann ein Meter weiter vorne, dafuer aber zur Haelfte auf der anderen Fahrbahn zu stehen. Aber jede Sekunde zaehlt
J Das viele Taxis eher kaput und zerbrechlich sind und in Deutschland niemald durch den TUEV kommen wuerden hatte ich ja schon mal geschrieben J In der Stadt nimmt ein taxifahrer meistens auch nur 5 Personen mit, auf dem Dorf ist das schon anders. Da kann es durchaus mal sein, dass 2 vorne, 5 auf der Rueckbank und noch 3 im Kofferraum sitzen, wenn es gerade nicht anders geht. Taxifahren ist im uebrigen ziemlich billig, wenn man nicht alleine ist, manchmal sogar billiger als Busfahren und es gibt an jedem Ort und zu jeder Zeit Taxis.

Auf den Strassen:
Generell ist in Cusco eigentlich immer etwas los. Auch unter der Woche sind die Strassen abends voller Menschen, die noch Dinge verkaufen oder kaufen, an einem Stand etwas essen… Jeder der etwas zu verkaufen hat, kann das tun. An der einen Ecke in Cusco steht immer eine Frau mit einem Annanaskuchen, wenn man zu viel Gras hat, kann man das verkaufen, andere machen Kaesebrote, oder Saefte, oder Grillen Wuerstchen. Es gibt auch keine Oeffnungszeiten, zumindest nicht fue die Tiendas, die kleinen Laedchen die es ungefaehr an jeder Ecke gibt und bei denen man so ziemlich alles kaufen kann. Wenn es etwas nicht gibt, geht  man einfach 3 Meter weiter zur naechsten Tienda. Dann gibt es auch oft Staende, an denen man ein  ganzes Essen mit Suppe, Reis, Kartoffeln, Fleisch und Getraenk fuer umgerechnet ungefaehr einen Euro kaufen kann. ZUmindest in der Stadt ist man, obwohl es schon um 6 Uhr dunkel wird also nie alleine im Dunklen.


Aufstehen:
Ausschlafen gibt es quasi nicht. UNsere Mutter steht unter der Woche schon gegen 4 auf, um aufs Feld zu gehen, wir werden dann meistens so gegen halb 7 wach. Am Wochenende ist es aehnlich, nur dass oft ab 6 Uhr schon so laute Musik durch alle Zimmer schallt, dass es unmoeglich ist weiterzuschlafen. Wenn man dann hoert, wie jemand draussen Waesche wascht und kocht, koennte man denken, es ist schon 10 oder 11. Aber der Blick auf die Uhr verraet, nein, es ist erst 6 Uhr morgens. Der Tag wird eben zum arbeiten genutzt, auch weil es schon um 6 dunkel ist und man dann nicht mehr auf dem Feld arbeiten oder Waesche waschen kann. Selbst, wenn wir mal nicht geweckt werden und ausschlafen koennten, wache ich Inzwischen spaetestens um halb 7 auf. Meine inner Uhr ist eben schon perunatisiert! J

Das war erstmal das Grobe, die Einzelheiten gibts dann ein ander Mal! Seit dankbar, wenn ihr morgens aufsteht, der Lichtschalter funktioniert und aus der Dusche warmes, oder ueberhaupt Wasser kommt ;) 

Reiseinfos :)

Nach mehr als zwei Monaten haben wir uns alle gut in Peru, unseren Doerfern und Familien eingelebt. Am Freitag war eine kleine Halloweenparty in Lucre in zwei leeren, kleinen Zimmern mit DJ, Nebelmaschiene und blinkenden Lichtern. Da waren wir dann ein bisschen tanzen und natuerlich eine kleine Attraktion: Gringos auf einer Dorfparty in Lucre. Sonst waren natuerlich nur Peruaner da, unteranderem der ein oder andere Schueler von uns. J 

Naechstes Wochenende machen wir unsere erste kleine Reise, mit dem Leo Club aus Cusco werden wir das Wochenende in Arwquipa verbringen, dort die Umgebung erkunden und weitere Leos kennenlernen. Der Leo Club ist so aehnlich wie der Lions oder Rotary Club in Deutschland, also ein Zusammenschluss von Menschen, die anderen helfen wollen und dann gemeinnuetzige Projekte starten. Was genau der Leo Club in Cusco macht, werden wir noch herrausfinden. Die Freiwilligen, die vor uns hier waren, waren auch immer bei den Treffen der Leos und bei ihren Projekten dabei, daher haben wir auch die Kontakte. Arequipa liegt ein bisschen suedlich von uns, mit einem Bus werden wir dort hinfahren und unter anderem den Vulkan dort besichtigen und auch ans Meer fahren, das von dort noch einmal 4 Stunden entfernt ist. Zumindest ist das der Plan J
Dann sind wir im Moment auch dabei unsere Reise im Sommer, also ab Dezember zu planen. Vorraussichtlich gehts erstmal durch Peru, dann nach Ecuador und Columbien und durch den Regenwald wieder zurueck. Allerdings haben wir auch nur eine begrenzte Anzahl an Urlaubstagen, in denen wir reisen duerfen, insgesammt sind ja ein bisschen laenger als 3 Monate Ferien. Die Schule endet mitte Dezember und dann wollen wir auch gleich los!

Und es gibt neue Fotos auf der Fotoseite!

Schule in Peru aus meiner Sicht

Angestachelt von Fred, der auf seinem Blog mehr über das schreibt, was hier anders ist, als in Deutschland oder Europa und was er darüber denkt, muss ich jetzt auch mal meine Gedanken dazu loswerden. Ich fange mal bei der Schule an, weil das das ist, was ich jeden Tag mitbekomme und worüber ich mir auch schon einige Gedanken gemacht habe. Laut PISA-Studie ist Peru das Land, in dem die Schüler in allen getesteten Kompetenzbereichen insgesamt am schlechtesten von allen getesteten Ländern abgeschnitten haben. Glaubt man der Studie, ist Peru also das Land mit der niedrigsten Bildung. Wieso ist das so? Ich kann natürlich keine Verallgemeinerungen treffen und auch nur das wiedergeben, was ich beobachte und das ist die Masse mehrerer Einzelfälle, also ist das auch meine Wahrnehmung und Meinung und hat keinen Allgemeinheitsanspruch. In meiner Familie kann ich beobachten, dass es den Erwachsenen durchaus bewusst ist, dass es wichtig ist, in die Schule zu gehen, zu lernen, gute Noten zu schreiben und später mal zu studieren, um einen guten Arbeitsplatz zu bekommen und Geld zu verdienen. Das merke ich sowohl bei meiner Mutter, die Bladi öfter mal zusammenstaucht, wenn er eine schlechte Note hat und ihn fragt, was aus ihm werden soll. Außerdem geht er jeden Nachmittag nach der Schule ins Chicolationo so eine Art kostenlose Nachmittagsbetreuung in Tipon, in der man seine Hausaufgaben machen kann. Dorthin gehen auch unsere zwei Cousains Carlos und Brandon (er ist ungefähr im selben Alter wie Bladi, also etwa 11), und auch wenn Brandons Eltern bei uns sind merkt man, dass es ihnen wichtig ist, dass er immer seine Hausaufgaben macht und später mal auf eine gute Segundaria und Uni geht, so wie sein älterer Bruder Marco. Wir leben hier auf dem Dorf, wo die Verhältnisse natürlich nochmal komplett anders sind, als in der Stadt, aber ich schließe daraus, dass in den Familien, sicher nicht in allen, beispielsweise in Patabamba, dem Bergdorf, in dem Malu und Fred unterrichten ist das sicherlich anders, aber es gibt durchaus Familien, denen bewusst ist, wie wichtig Bildung ist, die ihre Kinder in die Schule und zur Nachhilfe stecken. Auch im Unterricht merkt man, dass nicht mehr Kinder fehlen, als bei uns, die Kinder also auch zur Schule gehen. Trotzdem hat beispielsweise unser Bruder und er ist inzwischen in der 6. Klasse, aber auch einige Schüler in den Klassen, die ich unterrichte Probleme 8-1 zu rechnen und müssen einfachste Rechenaufgaben, die man bei uns ab der 3. Klasse einfach rechnen kann, an den Händen abzählen. Auch im Englischheft von Bladi stehen irgendwelche grammatikalischen Dinge, oft auch noch falsch, dabei kann er nicht mal sagen, wie er heißt, oder wie alt er ist. Wenn wir ihm manchmal bei seinen Mathehausaufgaben helfen, merkt man ganz deutlich, dass er in der Schule zwar alle möglichen Dinge aufschreibt und „lernt“, davon aber eigentlich fast gar nichts versteht, also irgendwie auch wieder nicht lernt. Ich denke, dass der Englischunterricht vielleicht auch oft so schleppend voran geht, weil bei vielen einfach das Verständnis für das fehlt, was wir ihnen beibringen wollen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, also Schüler, die sofort verstehen, wie etwas geht und die Logik hinter der Sprache entdecken, während ich von anderen den Eindruck habe, ich würde sich durchgehend mit irgendeiner Geheimsprache zureden, von der sie gar nichts verstehen können.
Also meine Schlussfolgerung ist, dass es zwar Schulen, Lehrer, Unterricht und Schüler, die in die Schulen gehen gibt, diese dort aber viel von dem, was sie dort lernen sollten nicht verstehen und somit eher wenig wirklich mitnehmen. Ich glaube aber auch, dass das vor allem auf den Dörfern so ist. Wir haben auch eine Segundaria in Cusco an der Sinje und Fred „unterrichten“, dort ist die Lehrerin sehr kompetent und man kann sich mit den Schülern auf Englisch unterhalten, also eine ganz andere Welt, als in den anderen Schulen, an denen wir unterrichten.
Das Schulsystem ist hier übrigens überall gleich, nach 6 Jahren Primaria folgen 5 Jahre Segundaria, danach kann man dann studieren, wenn man gut genug war. Sicherlich gibt es aber auch Unterschiede von den Segundarias her, und die besonders guten Schüler, deren Familien dahinterher sind und die es sich leisten können fahren dann jeden Tag nach Cusco auf eine Schule.
Meine Überlegung war, dass es in Deutschland vielleicht anders ist, weil nach der 4. Klasse ausgewählt wird, wer auf welche Schule geht und somit auch wer mit wem lernt. Inzwischen glaube ich aber, dass es nicht nur das sein kann. Entweder es fehlt die Unterstützung von zu Hause, die zumindest einige in Deutschland bekommen, da unsere Mutter auch nichts von dem versteht, was Bladi in der Schule lernt und ihm nicht helfen kann. Vor der Schulzeit gibt es hier auch Kindergarten, allerdings weiß ich nicht, inwiefern diese sich der kognitiven Entwicklung der Kinder widmen. Wenn dort auch schon mit dem Schlagstock für Ordnung gesorgt wird, kann es natürlich auch damit zusammenhängen, dass sich die Kinder anders entwickeln, als in Ländern, in denen das nicht so ist. Also ich letztens meiner 6. Klasse erklärt habe, dass es in Deutschland gar nicht erlaubt ist Kinder oder Schüler, oder irgendwen zu schlagen, nachdem ich von einem Schüler aufgefordert wurde einen anderen zu schlagen und gefragt wurde, wieso ich das nicht will, haben alle ziemlich unverständlich und verdutzt geschaut.
Dann kann es auch noch am Lehrplan, bzw. an den Lehrern, also an der Umsetzung des Lehrplans und der „pädagogischen Erziehung“ liegen, dass Peru so ein Defizit, was Bildung, zumindest in dem Sinne, in der sie in der PISA-Studie getestet wird, ausweist. Ich habe viele Lehrer kennengelernt, die uns gegenüber total freundlich und nett sind, ihre Schüler dann aber durchgängig anschreien müssen, um sie einigermaßen ruhig zu halten. Beim Unterricht in meiner 6. Klasse mussten in einer Stunde mindestens 6 Kinder aus einer anderen Klasse mit dem Kopf zur Wand und den Händen hinter dem Kopf die komplette Stunde lang stehen und die letzten 5 Minuten auch noch auf einem Bein, weil sie in ihrer Klasse angeblich gespielt haben, statt im Unterricht mitzumachen. Ich hab in meiner Schulzeit zwar auch Lehrer kennengelernt, die ich nicht unbedingt als pädagogisch begabt bezeichnen würde, aber soweit ich mich erinnere wurde niemand geschlagen, irgendwie anders körperlich bestraft oder so oft angeschrien, wie das hier der Fall ist. Allerdings kann man auch den Lehrern keinen direkten Vorwurf machen, weil diese Erziehungsmethoden eben die sind, die sie früher auch vorgelebt und beigebracht bekommen haben und jetzt eben ihren Kindern und Schülern vorleben. Zu dem Unterricht kann ich eigentlich nichts sagen, da ich noch keine Schulstunde eines peruanischen Lehrers gesehen habe. Trotzdem finde ich, dass die Schüler ein gutes Verhältnis zu ihren Lehrern haben und manche beispielsweise jeden Morgen mit einer Umarmung begrüßen und auch wir immer wenn wir ins Klassenzimmer kommen, oder am gehen sind umarmt werden. Es scheint also eine Mischung aus Respekts-, Ansprech- und Vertrauensperson zu sein, was einen Lehrer hier ausmacht. Dass die Kinder hier von vielen Lehrern geschlagen werden, macht es für uns auch nicht einfacher uns Respekt zu verschaffen, da sie inzwischen gemerkt haben sollten, dass wir das nicht machen und dann natürlich ihre Grenzen austesten wollen, wenn sie nicht mit einem Schlagstock in Zaum gehalten werden.
Das gute und angenehme Schulklima, das Bewusstsein in der Bevölkerung, wie wichtig Bildung ist und die Tatsache, dass sich immer alles verändert und weiterentwickelt, lässt mich optimistisch bleiben und ich denke, dass sich Peru in einigen, vielleicht auch ein paar mehr Jahren, wenn es denn überhaupt sein Ziel ist, was Bildung betrifft, an die Standards der Länder orientieren und eines Tages vielleicht sogar angleichen kann, die in der PISA-Studie weiter oben stehen, wobei man natürlich auch im Hinterkopf behalten muss, dass diese auch nicht stillstehen, sonder sich weiterentwickeln werden.

Soviel zu meinen Gedanken zu Schule in Peru, zumindest zu dem, was ich bis jetzt mitbekommen durfte. Auf jeden Fall bin ich froh, diese Einblicke zu bekommen, auch mit Hinblick auf das deutsche Schulsystem, über das ich mich an derer Stelle gerne nochmal auslassen könnte :)