Montag, 4. Mai 2015

"Stierkampf" in Oropesa

Am Sonntag, also wir morgens aus Puerto zurückgekommen sind, kam unsere Schwester mit ihrer „Miss Oropesa“ - Tracht in unser Zimmer, vor einigen Monaten ist sie Schönheitskönigin in Oropesa geworden, mit einer traditionellen peruanischen Tracht und wird seitdem immer mal wieder eingeladen irgendwo zu sein. Auf dem Plaza spielte eine Kapelle, es wurde ein bisschen marschiert, die Schulpolizei der Schulen waren da, das Militär und die Polizei. Nach etwa 10 Minuten war aber auch schon alles vorbei. Später gab es dann eine etwas gröpßere Prozession, bei der Kreuze und die Statue einer Virgen durch die Gegend getragen wurde, es wurde Musik gespielt und getanzt. So ganz dahinter gekommen, wieso das alles, bin ich nicht, aber es hat irgendetwas mit den Kreuzen zu tun, die überall in Cusco rumstehen und meistens mit Tüchern geschmückt sind.
Nach dieser Zeremonie begann das eigentliche Spektakel. Am Nachmittag sind wir zu einem Platz, an dem schon eine „Arena“ und einige Tribünen aufgebaut waren. Meine Gastschwester hatte schon vorher erzählt, dass es einen Stierkampf geben soll, und ein Pferderennnen, bei dem ein Huhn von einer Leine gerissen werden muss. Ganz so war es dann doch nicht. Die Pferde mussten auf der Straße immer wieder hin und her laufen und ihre Reiter dabei Blumen von einer Schnur abreisen. Wer eine Blume ergattert hatte, bekam ein lebendes Huhn.
Nach ewiger Wartere bekann dann DAS Ereignis, für das eine Frau 20.000 Soles ausgegeben hatte, um einen Stierkampf nach Oropesa zu bringen. Die Stiere, eigentlich Kühe, also Ochsen, wurden in einem Anhänger angekarrt, ganze 6 Stück. Die Toreros, in Stierkämpfer-Anzügen, mit roten Tüchern und allem, was dazu gehört posizionierten sich in der „Arena“ und der Kommentator forderte das Publikum auf zu klatschen, wieder und wieder. Nachdem sich die Torreros genug feiern haben lassen, wurde der erste „Stier“ reingelassen. Was eine Weile dauerte, da er erst im Anhänger gefangen werden musste, sodass ihm ein Seil um die Hörner gebunden werden könnte, an dem er zur Türe gezogen wurde. Der erste torro hatte nicht wirklich Lust auf das ganze und drehte erstmal einige gemütliche Runden durch die Arena, bis er ein paar Mal auf das rote Tuch des torreros zurannte. Ziemlich schnell durfte er wieder gehen, was auch einige Zeit dauerte, da er wieder mit einem Lasso eingefangen und zur Türe gezerrt werden musste.
Die nächsten Toros waren alle um einiges agressiver, vielen von ihnen quoll der Schaum aus dem Mund, sie scharrten mit den Hufen und gingen auf die Menschen los, die sich hinter den Absperrungen in der Arena versteckten. Es wurde niemand verletzt, einmal ist ein torero hingefallen, einer musste sich an die Gitter der Arena retten und das Publikum schrie viele male histerisch auf. Auch alle torros kamen relativ gut davon. Einer blutete an seinem Horn, zwei
knickten ein und blieben eine Weile liegen, bis sie wieder aufstehen konnten.
Am Ende drehte der Haupt-torero einige Ehrenrunden in der Arena und lies sich ordentlich feiern.

Zwar hatte das ganze nicht annähernd den grausamen Charakte, den „richtige“ Stierkämpfe beispielsweise in Spanien haben, bei denen das Ziel ist den Stier am Ende zu töten und ihn vorher noch um all seine Kräfte zu bringen; allerdings ist auch diese „leichte Art“ von Stierkampf meiner Meinung nach vollkommen unakzeptabel. Es ist für das Tier absolut ernidrigend und grausam und von den Menschen, die sich am Leiden eines Tieres amüsieren und unterhalten lassen ziemlich pervers. Meine Gastschwester, hat mir in dem ganzen zwar zugestimmt, dass es grausam für die Tiere ist und sagt auch immer wieder „aaaay pobresitos“ also so etwas wie „oh, der arme“, als die Stiere aus dem Transporter gezogen wurden, aber sie meinte auch, dass es eben eine Tradition ist und die Menschen hier das eben so machen. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies das erste „Corrida de Torros“ war und es wegen seinem finanziellen Aufwand sicherlich nicht zu einem monatlichen Vergnügen wird. In einem keinen Dorf wie diesem ist es auch verständlich, dass die Menschen sich anschauen wollen, wenn es einmal so etwas ausergewöhnliches und besonders ist, alldering ist auch hier, wie bei so vielem anderen, und das nicht nur in Peru, sondern überall auf der Welt, viel zu wenig Reflektion, oder Überdenken des eigenen Verhaltens da.


Das Bemitleiden der Torros und das Amüsieren, Lachen und Applaudieren danach ist aber ähnlich, wie wenn sich Menschen eine Doku über Massentierhaltung anschauen, das ganze super schlimm finden und sich dann ein Steak anbraten. Alles Mitleid und Bedauern der Welt bring nichts, wenn es keine Taten nach sich zieht.



































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