Seit diesem Jahr unterrichten wir in den
Schulen in Oropesa. Jeden Montag, das wusste ich schon, ist vor der ersten
Stunde „Formacion“. Also alle Schüler/innen der Primaria und Secundaria
formatieren sich klassenweise und Geschlechter getrennt auf dem Pausenhof. Dann
stellt eine Klasse das Programm für den Morgen vor, das ganze dauert etwa 20
Minuten. Das Vater unser wird gebetet, die Peru Hymne gesungen, die Flaggen
Hymne, die Flagge wird gehisst, der Direktor der Secundaria redet, der Direktor
der Primaria redet und am Ende und am Anfang müssen verschiedene Aufstellungen
beziehen.
1.
Der linke Arm wird nach vorne
gestreckt (Kommando: „columna cubrir“)
2.
Der linke Arm wird wieder herunter
genommen („firmes“)
3.
Die Arme werden hinter dem Rücken
verschränkt und die Beine auseinander gestellt (descanso)
4.
Die Beine werden wieder
zusammengestellt und die Arme an die Oberschenkelseiten geklatscht, sodass es
einen gemeinsamen Ton gibt („atencion“)
Oft wird über Gott oder Jesus geredet, wie
wichtig die Identifikation mit der Heimat und mit den Symbolen für die Heimat
ist. Die Peruaner, zumindest die meisten, sind stolz auf ihr Land, feiern es
und feiern sich dann gleich mit. Auch in vielen peruanischen Liedern hört man
am Anfang oder Zwischendurch „Für meine Heimat, mein geliebtes Peru“, oder die
Benennung des Dorfes, aus dem der Sänger kommt. Das kannte ich alles schon.
Doch diesen Montag wurde, nicht nur in Oropesa,
auch in Lucre und Huasao und vermutlich auch noch vielen anderen Dörfern Perus,
die „policia escolar“ und die „policia ecologica“ eingeführt. Also die Schul-
und Umweltpolizei. Und das wurde mit allen erdenklichen Mitteln gefeiert.
Ich komme in der Schule an, überall ist noch ein bisschen mehr Gewusel als sonst,
aber sonst noch alles normal. Dann gehe ich auf den oberen Pausenhof, um mir
die Formacion anzusehen. Mir fallen die vielen Eltern auf, die schon auf dem
Pausenhof stehen und spätestens, als ich die 6 Soldaten, die mit Sturmgewähren
aufgestellt in Reih und Glied auf dem Pausenhof standen, wusste ich, das gleich
etwas passiert. Es wurden für alle Eltern und auch für mich Stühle hergetragen,
nach und nach formatieren sich die Schüler um die Soldaten herum. Nach einigen
„coulmna cubrir“ und „atencion“ wurden die Schüler per Mikrofon um den Schulhof
herum positioniert und die Schulpolizisten und Umweltpolizisten wurden auf den
unteren Pausenhof geschickt. Nach der Erläuterung, dass an diesem Tag die
beiden „Polizeiabteilungen“ eingeführt werden würden und was für ein wichtiger
Tag dies doch für die Schule und auch für Peru sei, kamen die etwa 200
Polizisten einmarschiert, jeder mit einem Stock (der von den Lehrern noch
vereinzelt als Schlagstock verwendet wird) in der Hand, weisen Handschuhen und
angeführt von den Fahnenträgern. Mit feierlicher Marschmusik wurde gewartet,
bis alle Gruppierungen sich positioniert hatten, das Militär stand weiterhin
regungslos da.
Es wurden Reden gehalten von allen möglichen Lehrern, den Direktoren, einem Vertreter der „policia nacional“ zwischendurch immer mal ein bisschen marschiert, die Hymnen Perus und der Flagge wurde gesungen, das Vater unser und das Ave Maria gebetet. Und der Direktor wurde nicht müde zu erwähnen, welch wichtiger Tag dies für die Schule und „nuestro patriotismo“ also unseren Patriotismus sei. Was genau die Aufgaben dieser Polizei sein sollten, wurde mir nicht ganz klar, es wurde nur gesagt, ein Polizist muss pünktlich und ehrlich sein, einen starken Charakter haben und seine Maxime ist „estudiar, estudiar y estudiar!“ Schließlich wurden von der nationalen Polizei bzw. von den Eltern den zukünftigen Polizisten die „Kordeln“ angelegt. Erst die goldenen an die Fahnenträger also die „Oberpolizsiten“, dann die roten und goldenen, eine weitere Abstufung und zuletzt rot-weiße für die Schulpolizisten und die grün-weißen für die Umweltpolizei.
Es wurden Reden gehalten von allen möglichen Lehrern, den Direktoren, einem Vertreter der „policia nacional“ zwischendurch immer mal ein bisschen marschiert, die Hymnen Perus und der Flagge wurde gesungen, das Vater unser und das Ave Maria gebetet. Und der Direktor wurde nicht müde zu erwähnen, welch wichtiger Tag dies für die Schule und „nuestro patriotismo“ also unseren Patriotismus sei. Was genau die Aufgaben dieser Polizei sein sollten, wurde mir nicht ganz klar, es wurde nur gesagt, ein Polizist muss pünktlich und ehrlich sein, einen starken Charakter haben und seine Maxime ist „estudiar, estudiar y estudiar!“ Schließlich wurden von der nationalen Polizei bzw. von den Eltern den zukünftigen Polizisten die „Kordeln“ angelegt. Erst die goldenen an die Fahnenträger also die „Oberpolizsiten“, dann die roten und goldenen, eine weitere Abstufung und zuletzt rot-weiße für die Schulpolizisten und die grün-weißen für die Umweltpolizei.
Zwischendurch hatten sich die Soldaten auch mal
bewegt und sind von der einen Ecke des Schulhofs, nach lautstarkem Kommando mit
tieeeefer Stimme des Anführers, in die andere Ecke des Schulhofs marschiert.
Zwischen den Reden hörte man den Anführer immer mal wieder brüllen, woraufhin
die Gewähre nach oben bzw. unten gehalten werden mussten.
Zum Ende hin mussten alle noch einige Runden um
den Schulhof marschieren, bis sich das ganze nach etwa 2 Stunden endlich
auflöste und der Unterricht beginnen konnte.
Es gab Momente, in denen ich einfach nur
kopfschüttelnd dasaß. Es gibt einige Dinge,
in der peruanischen Kultur, Ansichten und Denkweisen der Menschen, die
ich nicht kannte und die ich auch teilweise nicht verstehe, aber es gibt
nichts, bei dem ich mich dagegensetzen würde. Es ist Teil der Kultur und das
respektiere ich.
Was ich allerdings absolut nicht
nachvollziehbar und fast schon absurd finde ist diese „Militarisierung“ in der
Schule. Vielleicht wird das auf den Videos ein bisschen verständlich.
Kinder müssen in Reih und Glied dastehen, auf
Kommando marschieren. Es ist eine große Ehre mit Stock, Kordel und Abzeichen
herumzulaufen und die, die es soweit geschafft haben, dürfen sich wichtig
fühlen.
Ich finde auch die Verehrung einer Flagge,
eines Landes oder einer Hymne absolut falsch, aber selbst daran habe ich mich
hier gewöhnt, das es hier niemand anders kennt und eben jeden Montag die Hymnen
gesungen werden. Auch wenn ich noch kopfschüttelnd dastehe, wenn der Direktor
erzählt, dass die Flagge so wichtig ist, weil es deren Indentifikationszeichen
sei. Wenn dies in der Schule 11 Jahre lang vorgelebt wird und von niemandem in
der Bevölkerung offen kritisiert wird, ist es das, was die Kinder lernen und
später weitergeben werden.
Diese Militarisierung ist Teil der Lebensweise
hier, nicht nur in der Schule, auch in allen anderen Bereichen, wird dem
Militär große Ehre zuteil, auch wenn die Mehrheit wahrscheinlich nicht mal
weiß, was genau es macht.
Wie jeder einzelne das nun bewertet, ist seine
Sache, ich persönlich finde es vollkommen falsch. Das jemandem hier zu erklären
scheitert aber noch mehr, als einem Dorfbewohner hier zu erläutern, was es
bedeutet Vegetarier, oder gar Veganer zu sein.